From: Maharani@rotfl.com (Rita Fernsler)
Subject: Re: Kleine Lokalrunde
Date: Fri, 03 Sep 1999 10:03:52 GMT

On 2 Sep 1999 16:04:12 GMT, siegemu@sun2.ruf.uni-freiburg.de (Georg
Siegemund) wrote:

></detebe>
><rollenspiel>
>Du siehst vor dir ein Glas.
>
>schau Glas
>
>Ein einfaches Ikea-Glas, wie man es aus vielen Studentenwohnungen kennt.
>In dem Glas befindet sich:
>Eine helle Fluessigkeit.
>
>schau Fluessigkeit
>
>Die Fluessigkeit ist klar, hat eine hellgelbe bis goldene Farbe und eine
>ganz leicht oelige Konsistenz. Vielleicht solltes du mal kosten?
>
>kost Fluessigkeit
>
>Die Fluessigkeit ist kuehl und rinnt angenehm Deine Kehle hinunter. Sie
>hinterlaesst auf Deiner Zunge einen vollen Geschmack und eine angenehme
>Saeure. Du bist erfrischt.
>
>riech Fluessigkeit
>
>Die Fluessigkeit besitzt ein ausgepraegtes Bukett, das sich vor Deiner
>Nase entfaltet. Vor Deinem inneren Auge siehst du die sanften Haenge des
>Kaiserstuhls und des Markgraefler Landes.
>
>untersuch Fluessigkeit
>
>Es handelt sich bei der Fluessigkeit um Wein. Die Rebsorte scheint ein
>Gutedel zu sein, bei dem Weingebiet scheint es sich um Baden zu handeln,
>wahrscheinlich Suedbaden - vielleicht Kaiserstuhl oder Markgraefler Land.
>
></rollenspiel>
><detebe>

bisschen schwach, oder?

deiner beschreibung entnehme ich, dass es sich um einen 1992er
handelt, untere suedhanglage, allerdings weist ein hauch von
benzolrueckstaenden auf die unmittelbare naehe einer
fernverkehrsstrasse hin. 4 jahre vor dem reifen des weins hat eine
grosse chemiefirma ein paar abwasser in die umliegenden fluesse
eingeleitet, der leichte fluorduft verraet das eindeutig. und drei
tage vor der ernte hat ein betrunkener an den nachbarbaum gepinkelt.

der wein selber wurde von einem raucher (marlboro lights, 23
zigaretten am tag) gepflueckt und reifte im keller eines alten
winzers, der den kampf mit seiner frau, ob man wirklich 5 katzen haben
muesse, schon lange verloren hatte. auch sein hund, ein schwarzbrauner
deutscher schaeferhund, hatte bereits resigniert, so dass die katzen
das ganze haus beherrschten. die abgefuellten flaschen wurden dann -
fein saeuberlich auf paletten gestellt, die vorher fuer den transport
von eiern und kartoffeln verwendet worden waren - durch das ruhrgebiet
gefahren und schliesslich in einem supermarkt abgeliefert, in dem 6
jahre davor eine blutige messerstecherei stattgefunden hatte.

das glas hat eine lange, ruhmreiche geschichte hinter sich.
urspruenglich befand sich ein grosser teil von ihm in der mongolei,
wurde aber von hunderttausenden tartarenfuessen allmaehlich richtung
europa getragen, um sich dann mit der tatkraeftigen unterstuetzung des
windes und der roten armee an einem kleinen see im schwaebischen
abzusetzen und dort mit etwas saharasand zu mischen, der von einem
orkan im jahre 1346 ebendorthin gefoent wurde. nach einigen
inkarnationen als spiegel, molotow-cocktail und bierflaschen begab
sich das glas in seiner damaligen form als reagenzglas einer
gentechnikfirma in einem sondermuellsack auf die weite reise in die
dritte welt, wo ein strassenkind sie schliesslich mit erfolg an eine
glasrecyclingfirma verkaufte. man transportierte die scherben nach
china, wo sie eingeschmolzen wurden. das rohglas wurde nach brasilien
verschifft, wo mehrere haeftlinge in wochenlanger kunstvoller
blasearbeit ihm die derzeitige form gaben. dann wurde das glas nach
alaska geschickt, wo einige rentiere es in eine ikea-kiste stopften,
zusammen mit zwei glaesern aus russland, einem glas aus kenia, einem
weiteren glas aus norwegen und einem glas, das sich ploetzlich und
unerwartet am geweih eines der rentiere materialisierte.
dann schickte man die kiste zum nordpol, wo sie von den helfern des
weihnachtsmannes kunstvoll verpackt und mit einer schleife versehen
wurde, um schliesslich auf dem gabentisch von grossmutter ilse zu
landen (verwendete mittel zur koerperpflege: nivea nachtcreme,
veilchenparfuem und kukident extra strong mit minzgeschmack).

Maharani, weinkenner

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